Donnerstag, 22. August 2013

Berufsberatung

Oft denke ich: Hätte ich doch auf meine Mutter gehört. "Junge", hat sie immer zu mir gesagt, "Junge, werde Zuhälter; das ist eine absolut krisensichere Tätigkeit und Du bist versorgt, wenn ich einmal nicht mehr da bin. Und richtig arbeiten musst Du dann auch nicht. Ich weiß doch, dass Arbeiten nichts für Dich ist. Immer nur den Mädchen hinterherschauen und nichts tun … -" Gut, soweit also meine Mutter. Lassen wir das.

Aber, wie sie sehen, habe ich es einfach nicht fertig gebracht, ihren gut gemeinten Rat zu befolgen ... und werde es nach menschlichem Ermessen auch niemals schaffen. Zugegeben: entscheidend waren da nicht die moralischen, sondern die ästhetischen Gründe: Goldkettchen stehen mir einfach nicht. Und jeden Tag Champagner trinken und Kaviar essen verursacht mir schon beim bloßen Gedanken daran Sodbrennen ... Und dann dieses ewige Herumstolzieren mit dem Kampfhund. Ich weiß nicht: Ich kann mit diesen Viechern einfach nichts anfangen. Nicht, dass ich Angst vor ihnen hätte, aber Hunde überhaupt liegen mir einfach nicht. Wie sie schon aussehen. Manchmal fragt man sich doch ernsthaft, wenn man auf der Straße mit etwas konfrontiert wird, dass von der Natur ursprünglich einmal als Wolf gemeint war: Ist das schon ein Haustier oder noch eine Form von Ungeziefer?

Ich habe da eine Theorie, von der ich selber nicht völlig überzeugt bin, die mir aber trotzdem gut gefällt. Sie lautet: Man sollte sich nie auf eine Beziehung mit Leuten einlassen, die Hunde halten, sondern lieber mit Leuten, die mit einer Katze zusammen leben. Denn der Hundehalter ist einer, der ein Wesen braucht, das er herum kommandieren kann – und das so was auch noch toll findet. Wer dagegen Katzen mag, der kann damit umgehen, dass ein anderes Wesen seinen eigenen Willen hat ... und stellt sich darauf ein.

Der entscheidende Punkt ist in meinem Fall: Ich kommandiere nicht gerne herum – weder Hunde noch Menschen. Ich halte es da mit dem Schriftsteller Arno Schmidt (übrigens auch eher der Typ des Katzenhalters) der einmal geschrieben hat – und den Satz habe ich mir dick angestrichen: "Ein anständiger Mensch schämt sich, Vorgesetzter zu sein!" Und das würde im Fall, dass ich eine leitende Position im Bereich der Prostitution innehaben würde, auch auf mein Verhältnis zu meinen Angestellten zutreffen. Für eine solche Position bin ich nicht geschaffen. Nebenbei: Nennt man die Frauen überhaupt so, die für einen Zuhälter arbeiten? Ich weiß es nicht. Betriebswirtschaftslehre gehört auch zu den Dingen, für die ich mich nie recht erwärmen konnte.

Wie ich mich kenne, würde ich mich der Forderung der Damen nach einem Betriebsrat, mehr Gehalt und kürzeren Arbeitszeiten nicht verschließen können. Ich habe in meinem Berufsleben schon mit Frauenbeauftragten zu tun gehabt und ich sage Ihnen: Mann, Mann, Mann … die können ganz schön überzeugend sein.

Wenn ich oft spät in der Nacht noch vor dem Fernseher sitze und meinen Gedanken nachhänge, dann frage ich mich immer, wenn da die Werbung für irgendwelche Dienstleistungen von Beate Uhse zu sehen ist: Gibt es in dieser Firma eigentlich auch eine Frauenbeauftragte? Müßte es doch eigentlich, denn das hängt doch, soviel ich weiß, von der Größe des Betriebs ab. Und Beate Uhse, das ist ja ein richtiger Konzern.

Nach allem, was ich sonst noch so auf RTL2 und VOX gesehen habe, verbringen Zuhälter auch viel Zeit mit Bodybuilding und damit, bei Boxkämpfen im Publikum zu sitzen und herumzugrölen. Wenn ich diese Leute richtig verstehe (was nicht immer einfach ist), dann fordern sie in der Regel härtere Schläge und deutlich mehr Blut. Diese menschenverachtende Einstellung und diese Neigung zur rohen Gewalt teile ich nun überhaupt nicht. Ich bringe es zum Beispiel einfach nicht über mich, durchtrainierte Boxer zu verprügeln – nicht einmal, wenn es nötig ist, nicht einmal, wenn sie es verdient haben. Frauen habe ich noch nie in meinem Leben geschlagen. Sie mich schon – aber das hat mir auch keinen Spaß gemacht. Ich verstehe nicht, dass manche Männer bereit sind, dafür auch noch Geld zu bezahlen. Ich bin da nämlich eher der buddhistische Typ. Im Falle eines Streits würde ich mich in einem stummen Protest mit Benzin übergießen und anzünden. So war ich immer schon. Weshalb übrigens alle Frauen, die sich von mir trennen wollten, erst einmal die Streichhölzer, Feuerzeuge und Kanister beiseite geschafft haben, bevor sie mit der Sprache rausrückten.

Sie werden sich inzwischen vielleicht schon fragen: Was erzählt uns dieser Mensch da so lange über einen Beruf, den er doch weder ausüben kann noch will. Das nervt jetzt aber langsam. Jaja, schon klar, die Sache ist nämlich die: Heute ist man ja nicht mehr arbeitslos, sondern arbeitssuchend und wer nicht jede zumutbare Arbeit annimmt, dem werden die Leistungen erst gekürzt und dann ganz gestrichen. Was wäre nun, wenn ich in eine solche Situation käme und nur noch Zuhälter gesucht würden? Dann stünde ich aber ganz dumm da. Denn meine Fallmanagerin würde argumentieren, dass es ja wohl auf jeden Fall für mich zumutbar wäre, in einem Sportwagen von Straßenecke zu Straßenecke zu fahren und abzukassieren. Was, bitte, sollte ich dagegen einwenden? Aber lachen Sie nicht über mein Problem: Es kann jeden treffen.

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