Herr Miese unter Strom
Mein Energieversorger übertreibt es jetzt aber ... denn er versorgt mich nicht nur mit dem Strom für meine Elektrogeräte, er elektrisiert mich auch durch die Briefe, die er mir gelegentlich schickt. Wenn ich einen davon in meinem Briefkasten finde, habe ich immer das Gefühl: jetzt zwingt dich einer dazu, dir die Finger nass zu machen und tief, ganz tief in eine Steckdose zu greifen. Und entsprechend stehe ich dann da vor dem Briefkasten ... den hastig aufgerissenen Brief in der Hand ... am ganzen Leibe zitternd und mit gesträubten Haaren ... letzteres im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten.
So auch heute: mein Stromversorger nötigt mir die Nachzahlung von 50 Euro ab ... musste ich da lesen. Zumindest glaubte ich, das aus dem kleingedruckten tabellarischen Wirrwarr herauslesen zu müssen. Kein Wunder also, dass ich abgelenkt war ... sowie mürrisch, einsilbig und reserviert ... als mich da doch eine Nachbarin ansprach.
Sie beklagte sich bei mir darüber, dass die Bepflanzung rund um unser Haus ja so schäbig aussehen würde. Dass ihr das gegen den Strich ging war klar. Denn so sieht sie schon aus: Wahrscheinlich steht sie immer schon vor dem Morgengrauen auf, um den Lidschatten aufzutragen und sich die Lippen nachzuziehen. An ihrer hochtoupierten Frisur allerdings braucht sie nichts zu machen - nichts auf dieser Welt, rein gar nichts, könnte dieser Frisur etwas anhaben. Als Frühsport macht diese Frau dann wohl einen wohlgezielten Sprung in das geschmackvolle Kostüm. Hat ihr Gesicht einen natürliche Farbe? Was für eine Frage! Diese Bräune ist ein stummer und unversöhnlicher Protest gegen eine Natur, die sich einfach keine Mühe mit sich gibt, die nicht auf ihr Äußeres achtet, die alles, was stramm und grün sein sollte, so aussehen läßt wie das Apartment eines arbeitslosen Junggesellen.
Nun ... ich bin ein arbeitsloser Junggeselle ... und so gesehen war sie an den ganz und gar Falschen geraten. "Jaja", sagte ich. Ob mir das denn nicht auch schon aufgefallen sei? "Jaja", sagte ich. Ob das denn nicht ein unhaltbarer Zustand sei, wo wir doch so viel Miete zahlen? "Jaja." Ob man sich da nicht mal beschweren müßte? "Jajaa." Bei der Hausverwaltung? "Jaajaa."
Soviel Zustimmung zermürbte diese adrette Dame, laugte sie aus, bis sie selber schon ein wenig so aussah, wie eine durch einen langen Winter lädierte Grünanlage. Ich kann da manchmal, aus gegebenem Anlass, recht gnadenlos sein: Mit einem Letzten "Jaja!" gab ich ihr den Rest ... ich rief es ihr nach, als sie im Treppenhaus verschwand.
Jaja, dachte ich, man sollte dem schlappen, zerknautschten und ablelebten Grünzeug mal richtig Feuer unter den Wurzeln machen ... mal so richtig in die Zweige treten, bis ihm die Triebe zu Berge stehen! Jaja! Gebt ihnen Strom ... bei mir funktioniert das doch auch! ... Elektroschocks wären das Richtige! Aber bitte - bitte! - nicht auf meine Rechnung.
So auch heute: mein Stromversorger nötigt mir die Nachzahlung von 50 Euro ab ... musste ich da lesen. Zumindest glaubte ich, das aus dem kleingedruckten tabellarischen Wirrwarr herauslesen zu müssen. Kein Wunder also, dass ich abgelenkt war ... sowie mürrisch, einsilbig und reserviert ... als mich da doch eine Nachbarin ansprach.
Sie beklagte sich bei mir darüber, dass die Bepflanzung rund um unser Haus ja so schäbig aussehen würde. Dass ihr das gegen den Strich ging war klar. Denn so sieht sie schon aus: Wahrscheinlich steht sie immer schon vor dem Morgengrauen auf, um den Lidschatten aufzutragen und sich die Lippen nachzuziehen. An ihrer hochtoupierten Frisur allerdings braucht sie nichts zu machen - nichts auf dieser Welt, rein gar nichts, könnte dieser Frisur etwas anhaben. Als Frühsport macht diese Frau dann wohl einen wohlgezielten Sprung in das geschmackvolle Kostüm. Hat ihr Gesicht einen natürliche Farbe? Was für eine Frage! Diese Bräune ist ein stummer und unversöhnlicher Protest gegen eine Natur, die sich einfach keine Mühe mit sich gibt, die nicht auf ihr Äußeres achtet, die alles, was stramm und grün sein sollte, so aussehen läßt wie das Apartment eines arbeitslosen Junggesellen.
Nun ... ich bin ein arbeitsloser Junggeselle ... und so gesehen war sie an den ganz und gar Falschen geraten. "Jaja", sagte ich. Ob mir das denn nicht auch schon aufgefallen sei? "Jaja", sagte ich. Ob das denn nicht ein unhaltbarer Zustand sei, wo wir doch so viel Miete zahlen? "Jaja." Ob man sich da nicht mal beschweren müßte? "Jajaa." Bei der Hausverwaltung? "Jaajaa."
Soviel Zustimmung zermürbte diese adrette Dame, laugte sie aus, bis sie selber schon ein wenig so aussah, wie eine durch einen langen Winter lädierte Grünanlage. Ich kann da manchmal, aus gegebenem Anlass, recht gnadenlos sein: Mit einem Letzten "Jaja!" gab ich ihr den Rest ... ich rief es ihr nach, als sie im Treppenhaus verschwand.
Jaja, dachte ich, man sollte dem schlappen, zerknautschten und ablelebten Grünzeug mal richtig Feuer unter den Wurzeln machen ... mal so richtig in die Zweige treten, bis ihm die Triebe zu Berge stehen! Jaja! Gebt ihnen Strom ... bei mir funktioniert das doch auch! ... Elektroschocks wären das Richtige! Aber bitte - bitte! - nicht auf meine Rechnung.
PeterMiese - 30. Mai, 11:15