Donnerstag, 2. Mai 2013

Das Hornhauthobel-Massaker

Ich werde langsam alt. Woran ich das merke? Ich kaufe Dinge, die ich früher nie gebraucht habe, Dinge, von denen ich nicht einmal gedacht hätte, dass ich sie jemals brauchen würde ... paranormale Dinge ... also Dinge, die jenseits meiner Vorstellungswelt lagen. Und trotzdem gibt es sie. Sogar in sehr verschiedenen Ausführungen und verschiedenen Preislagen ... da, in den Regalen der Drogerie.

Ich rede hier vom Hornhauthobel. Es gibt ihn wirklich ... obwohl ich den Berichten, die mir über seine Existenz bislang zugetragen wurden, keinen Glauben geschenkt habe ... und jetzt stehe ich da und schaue ihn mir mit eigenen Augen an ... oder genauer: sie, denn es gibt sie, wie das meiste in der Welt, in den verschiedensten Ausführungen.

Ich brauche ihn. Und dabei laufe ich doch gar nicht soviel in der Gegend herum. Trotzdem hat sich da etwas an meinen Zehen gebildet, an den großen Zehen ... also an beiden ... in schönster Symetrie, rechts und links: verhärtete Höcker ... und es schmerzt jetzt manchmal bein Laufen. Höchste Zeit, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Und noch immer stehe ich vor dem Regal und kann mich nicht entscheiden. Also befolge ich meine allgemeinste Maxime: Im Zweifelsfall immer das Billigste. Und billig sieht das Ding, nach dem ich greife, auch wirklich aus ... billig und plump ... Plastik, das in Plastik eingeschweißt wurde. Das Einzige, was daran aus Metall ist, das ist die grobkörnige Oberfläche, also die eigentliche Hobelfläche ... wie ich annehme.

Ganz gegen meine Natur versuche ich, der Sache etwas Positives abzugewinnen, rede mir ein, dass es doch eigentlich eine ganz aufregende Sache ist: eine neue Erfahrung steht mir bevor, etwas, was man später gelassen in die Unterhaltung beim Kaffeetrinken einfließen lassen kann. Angst habe ich nicht. Normalerweise komme ich mit neuen Technologien einigermaßen klar ... also ist kein Blutvergießen zu befürchten, kein Desaster, keine Katastrophe. Ich werde mir wohl kaum einen Zeh amputieren ... nichts wird geschehen, was in der Notaufnahme des hiesigen Universitätsklinikums zu Kopfschütteln führt oder dazu, dass die Ärzte etwas zu sehen bekommen, was sie dann später einmal gelassen in die Unterhaltung beim Kaffeetrinken einfließen lassen können. Es wird also kein Hornhauthobel-Massaker geben.

Ein schöner Titel übrigens für einen billigen Horrorfilm ... einen von denen, die dann am Samstagabend auf Tele 5 gezeigt werden ... Langsam finde ich Gefallen an der Idee ... Überlegen Sie mal! Haben Sie je einen Horrorfilm oder einen Krimi gesehen, in dem ein Hornhauthobel die Tatwaffe war? Zugegeben: Das ist nicht gerade die naheliegendste Idee für ein Drehbuch - aber alles andere war ja nun wirklich schon mal da ... und das dann auch noch wieder und wieder.

Das Hornhauthobel-Massaker, ein Schocker für die ganze Familie - zumindest für alle, die Angst vor dem Älterwerden haben ... also doch für ein Massenpublikum. Ich sehe den Streifen schon vor meinem geistigen Auge. Ein Psychopath treibt sein Unwesen ... die BILD-Zeitung würde so einen den "Horror-Hobler" nennen ... (und sein bester Freund ist die Bestie mit der Nervensäge ...
aber das wäre ein anderer Film ... ein anderes Thema ... ein anderer Text). Das muss eine ganz schön harte Arbeit sein, denke ich mir, die der Horror-Hobler da zu verrichten hat, denn seine Opfer mit einem Hornhauthobel zu Tode zu foltern - leicht ist das bestimmt nicht ... für keinen der Beteiligten. Aber die Hartnäckigkeit und Sorgfalt zeichnen den Film-Psychopathen ja oft aus ...

Und so halte ich dann dieses Gerät in der Hand, das mir mittlerweile doch ein bißchen unheimlich geworden ist. Jetzt bloß mit Bedacht zu Werke gehen, denke ich, bloß nicht zuviel Ehrgeiz entwickeln ... diesen leidigen Perfektionismus ablegen. Muss alles nicht sein. Denn wenn ich doch noch mal Karriere mache, dann bestimmt nicht als Fuß-Model ... oder als Psychopath.

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