Zur Psychologie der Gebrauchsgegenstände (Teil 2)
Ich hab noch gar nichts über meinen Computer gesagt ... das ist auch ein Kapitel für sich. Angefangen hat es damit, dass sich mein Computer einfach wieder von selbst hochgefahren hat, nachdem ich ihn ausgeschaltet hatte. Das war lästig, das war nervig, aber ich dachte mir nichts dabei. Genauer gesagt: Ich dachte mir doch etwas. Ich dachte nämlich, dass es mal wieder ganz typisch ist. Seitdem ich es mit den so genannten "Rechnern" zu tun bekommen habe, wundert mich rein gar nichts mehr. Ich habe mich in einer schon fast buddhistischen Art damit abgefunden, dass diese Maschinen eben Dinge tun, die ich nicht verstehe – und das meistens dann, wenn es zeitlich gerade überhaupt nicht passt. Etwa wenn ich noch schnell etwas schreibe, bevor ich zum Essen gehen will. Ich kann dann sicher sein, dass es sich mein Computer, kurz bevor er sich herunter gefahren hat, noch einmal anders überlegt und wieder hoch fährt. Man kennt das bei Menschen unter der Bezeichnung "Zwangshandlung": Genau so wie ich immer wieder im Flur umkehre, um noch einmal nachzusehen, ob ich denn die Wohnungstür auch wirklich abgeschlossen habe, so macht auch mein Computer manchmal kehrt und schaut nach – was weiß ich? – ob er auch wirklich alle Dateien zugemacht hat. So zumindest stelle ich mir die Sache vor. Er ist eben einer von uns, wenn er auch ein bißchen anders aussieht, aber in einer multikulturellen Gesellschaft sollte das ja nun kein Problem mehr sein.
Wie gesagt: Über diese Dinge zerbreche ich mir schon lange nicht mehr den Kopf. Ich habe keine Ahnung von diesen elektrischen Dingern. Wie es in ihrem Inneren aussieht, will ich gar nicht wissen, und wie das technisch alles möglich ist, das zu tun, was ich mit meinem Computer gewöhnlich tue: Das ist für mich ein einziges großes Mysterium – vielleicht das letzte Mysterium, an das ich, ein aufgeklärter Mensch des 21. Jahrhunderts überhaupt noch glaube.
Und dann kam der Tag, an dem mir klar wurde, dass auch die Toleranz ihre Grenzen haben sollte. Ich kam nach Hause und der Computer lief, obwohl ich ihn schon am Tag vorher ausgeschaltet und an diesem Tag noch gar nicht benutzt hatte. Und er lief nicht nur, er arbeitete.
Sie werden jetzt vielleicht sagen: 'Dafür ist er ja auch da, um zu arbeiten und uns Menschen zu entlasten.' Das stimmt, dazu ist er da, aber nicht dafür, Tagebuch zu führen. Ein Computer soll gefälligst das tun, was wir, genauer: was ich ihm sage – und sonst nichts. Er soll keine Gedanken und kein Gefühlsleben haben. Na gut, ich will nicht so hart sein: Soll er ruhig eine Seele haben, von mir aus. Aber er soll auf keinen Fall eine neue Datei öffnen und selbständig zu tippen beginnen, um all das zu notieren, was ihn tagtäglich belastet und bewegt.
Haben Sie schon einmal das Tagebuch eines Computers gelesen? Dumme Frage, ich weiß. Ich weiß auch, dass es sich eigentlich nicht gehört, die geheimen Notizen anderer Leute zu lesen. Aber wie dem auch sei: Das war kein Spaß. Vor allem, weil ich selbst in diesen Aufzeichnungen vorkomme – und zwar auf eine Art und Weise, die nicht immer schmeichelhaft ist. Ich weiß nicht, wo er diese Ausdrücke her hat. Er dürfte sie gar nicht kennen.
In einem Text habe ich ja mal das Wort "Muschi" gebraucht – und es war nicht so, wie Sie jetzt vielleicht denken, es ging – natürlich – um Katzen. Und sofort hat mir das Rechtschreibprogramm eine rote Wellenlinie darunter gesetzt. Die Rechtschreibprüfung kannte das Wort nicht und wie alle Leute ging sie erst einmal davon aus, dass natürlich der andere den Fehler gemacht hat. Und wissen Sie, was dieser digitale Klugscheißer mir als Alternative angeboten hat? "Moschee"! Soviel zum Thema, wie weit sein intellektueller Horizont reicht ... (oder wollte er sich damit etwa über die Islamisten lustig machen? ... auf hintergründige Art?)
Mein Computer hat also keine besonders hohe Meinung von mir, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Er verachtet mich nicht nur, er macht sich auch über mich lustig. Das sieht man ja schon daran, dass er sein Tun und Treiben nicht vor mir zu verheimlichen sucht. Er macht das alles ganz offen und vor meinen Augen.
Seit Neuestem begnügt er sich nicht mehr damit, an eigenen Texten zu arbeiten. Mit Entsetzen habe ich festgestellt, genauer: andere haben mich mit Schaum vor dem Mund darauf aufmerksam gemacht, dass meine Texte nicht so sind, wie sie sein sollten. Und tatsächlich: Mein Computer pfuscht in ihnen herum ... er denkt sich absurde oder lustige Geschichten aus, die er mit mehr oder minder gelungenen Scherzen garniert ... er albert nur herum!
Aber ich wehre mich und zwar auf meine Art: subtil nämlich. Ich lasse Prospekte in seiner Nähe herumliegen, da, wo er sie gar nicht übersehen kann. Schöne bunte Prospekte mit jungen und hübschen und willigen Laptops. Er soll sich diese Laptops beim Lapdance vorstellen ... da kann er nicht mithalten. Das bringt ihn hoffentlich zur Räson.
Seitdem ich weiß, dass er mir solche Streiche spielt, lese ich alle Texte noch einmal schnell durch, bevor ich sie aus der Hand gebe, am besten auf einem anderen, einem willfährigen Gerät. Aber immer funktioniert das auch nicht. Sie verstehen: der Stress, die Hektik, der Termindruck.
Wenn Ihnen also etwas seltsam vorkommt an dem, was Sie hier lesen, dann geben Sie nicht mir die Schuld. Wahrscheinlich hat der Computer sich wieder einmal eingemischt – wenn nicht gar der ganze Text von ihm ist und nur so aussieht, als wäre er von mir. Zutrauen würde ich ihm das schon. Er ist schlau.
Wie gesagt: Über diese Dinge zerbreche ich mir schon lange nicht mehr den Kopf. Ich habe keine Ahnung von diesen elektrischen Dingern. Wie es in ihrem Inneren aussieht, will ich gar nicht wissen, und wie das technisch alles möglich ist, das zu tun, was ich mit meinem Computer gewöhnlich tue: Das ist für mich ein einziges großes Mysterium – vielleicht das letzte Mysterium, an das ich, ein aufgeklärter Mensch des 21. Jahrhunderts überhaupt noch glaube.
Und dann kam der Tag, an dem mir klar wurde, dass auch die Toleranz ihre Grenzen haben sollte. Ich kam nach Hause und der Computer lief, obwohl ich ihn schon am Tag vorher ausgeschaltet und an diesem Tag noch gar nicht benutzt hatte. Und er lief nicht nur, er arbeitete.
Sie werden jetzt vielleicht sagen: 'Dafür ist er ja auch da, um zu arbeiten und uns Menschen zu entlasten.' Das stimmt, dazu ist er da, aber nicht dafür, Tagebuch zu führen. Ein Computer soll gefälligst das tun, was wir, genauer: was ich ihm sage – und sonst nichts. Er soll keine Gedanken und kein Gefühlsleben haben. Na gut, ich will nicht so hart sein: Soll er ruhig eine Seele haben, von mir aus. Aber er soll auf keinen Fall eine neue Datei öffnen und selbständig zu tippen beginnen, um all das zu notieren, was ihn tagtäglich belastet und bewegt.
Haben Sie schon einmal das Tagebuch eines Computers gelesen? Dumme Frage, ich weiß. Ich weiß auch, dass es sich eigentlich nicht gehört, die geheimen Notizen anderer Leute zu lesen. Aber wie dem auch sei: Das war kein Spaß. Vor allem, weil ich selbst in diesen Aufzeichnungen vorkomme – und zwar auf eine Art und Weise, die nicht immer schmeichelhaft ist. Ich weiß nicht, wo er diese Ausdrücke her hat. Er dürfte sie gar nicht kennen.
In einem Text habe ich ja mal das Wort "Muschi" gebraucht – und es war nicht so, wie Sie jetzt vielleicht denken, es ging – natürlich – um Katzen. Und sofort hat mir das Rechtschreibprogramm eine rote Wellenlinie darunter gesetzt. Die Rechtschreibprüfung kannte das Wort nicht und wie alle Leute ging sie erst einmal davon aus, dass natürlich der andere den Fehler gemacht hat. Und wissen Sie, was dieser digitale Klugscheißer mir als Alternative angeboten hat? "Moschee"! Soviel zum Thema, wie weit sein intellektueller Horizont reicht ... (oder wollte er sich damit etwa über die Islamisten lustig machen? ... auf hintergründige Art?)
Mein Computer hat also keine besonders hohe Meinung von mir, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Er verachtet mich nicht nur, er macht sich auch über mich lustig. Das sieht man ja schon daran, dass er sein Tun und Treiben nicht vor mir zu verheimlichen sucht. Er macht das alles ganz offen und vor meinen Augen.
Seit Neuestem begnügt er sich nicht mehr damit, an eigenen Texten zu arbeiten. Mit Entsetzen habe ich festgestellt, genauer: andere haben mich mit Schaum vor dem Mund darauf aufmerksam gemacht, dass meine Texte nicht so sind, wie sie sein sollten. Und tatsächlich: Mein Computer pfuscht in ihnen herum ... er denkt sich absurde oder lustige Geschichten aus, die er mit mehr oder minder gelungenen Scherzen garniert ... er albert nur herum!
Aber ich wehre mich und zwar auf meine Art: subtil nämlich. Ich lasse Prospekte in seiner Nähe herumliegen, da, wo er sie gar nicht übersehen kann. Schöne bunte Prospekte mit jungen und hübschen und willigen Laptops. Er soll sich diese Laptops beim Lapdance vorstellen ... da kann er nicht mithalten. Das bringt ihn hoffentlich zur Räson.
Seitdem ich weiß, dass er mir solche Streiche spielt, lese ich alle Texte noch einmal schnell durch, bevor ich sie aus der Hand gebe, am besten auf einem anderen, einem willfährigen Gerät. Aber immer funktioniert das auch nicht. Sie verstehen: der Stress, die Hektik, der Termindruck.
Wenn Ihnen also etwas seltsam vorkommt an dem, was Sie hier lesen, dann geben Sie nicht mir die Schuld. Wahrscheinlich hat der Computer sich wieder einmal eingemischt – wenn nicht gar der ganze Text von ihm ist und nur so aussieht, als wäre er von mir. Zutrauen würde ich ihm das schon. Er ist schlau.
PeterMiese - 18. Apr, 11:17